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Marion Kretz-Lenz

Berner Grossrätin SVP 1974 – 1986

«Anfangs war die Wahlkampferfahrung mehr Spass als Ernst. Aber nach den ersten Wahlveranstaltungen habe ich gemerkt, dass die Männer nicht besser Bescheid wissen und ich genauso geeignet bin, Grossrätin zu sein.»

2021, Marion Kretz-Lenz im Gespräch mit der Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern des Kantons Bern

Marion Kretz-Lenz, Berner Grossrätin SVP von 1974 bis 1986. Foto: Staatsarchiv des Kantons Bern, PBA BZ B 2253 4.

Marion Kretz-Lenz (*1945) ist Redaktorin und Moderatorin bei Radio DRS, als die SVP Schlosswil sie überraschend für eine Kandidatur als Grossrätin anfragt. Sie zögert, bis ihre Mutter sie überzeugt: «Jetzt haben wir 100 Jahre auf das Frauenstimm- und -wahlrecht gewartet und nun du erhältst du als junge Frau die Gelegenheit Politik zu machen. Du darfst das auf keinen Fall ablehnen.»

In der Zeit als Grossrätin, von 1972 bis 1986, wirkt Marion Kretz in diversen Kommissionen. Sie präsidiert 1978 die beratende Kommission zur Volksinitiative für verbesserte Kinderzulagen und die Einführung von Ausbildungszulagen und 1981 die Kommission zur Änderung des Universitätsgesetzes.

Bei der Änderung des Gesetzes über Familienzulagen in der Landwirtschaft stellt Marion Kretz 1983 den Antrag, dass die Kinderzulagen nicht nur dem Bauer, sondern auch der Bäuerin zuteilwerden. Der Antrag wird in der ersten Lesung abgelehnt, denn die Mehrheit der SVP-Kollegen spricht sich dagegen aus. In der zweiten Lesung wird der Antrag jedoch mit grosser Mehrheit angenommen. Zu verdanken ist der Umschwung der Parteikollegen den vielen Bäuerinnen und Ehefrauen von Grossräten, die zu Hause gegen den ersten Entscheid protestiert haben.

Ein Jahr nach ihrer Wahl in den Grossen Rat wird Marion Kretz Mutter. Sie ist die erste Grossrätin, die während ihres politischen Mandats im Grossen Rat ein Kind zur Welt bringt. Der Grossratspräsident gratuliert ihr im Spital zum «ersten Wesen aus dem Grossrat mit Händen und Füssen». Zwei Jahre später kommt das zweite Kind zur Welt, und die Grossrätin erlebt eine intensive Zeit mit Familien-, Kinder- und Sorgearbeit und ihrem Engagement in der Politik. 1986 tritt sie zurück und zieht mit ihrer Familie für drei Jahre nach England.

Marion Kretz wächst in der Stadt Bern und in Genf zweisprachig auf. Sie absolviert das Sekundarlehrerinnenamt und arbeitet nach der Ausbildung als Praktikantin bei Radio DRS. Sie findet dort eine feste Stelle und moderiert verschiedene Sendungen. Nach ihrer Heirat zieht Marion Kretz nach Schlosswil und anschliessend nach Gümligen.
 

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