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Unbezahlte Care-Arbeit: Wie finanzielle Risiken mindern?

Betreuung, Pflege und Hausarbeit für Familie und Angehörige: Wer unbezahlte Care-Arbeit auf Kosten von Erwerbsarbeit leistet, riskiert finanzielle Nachteile. Sich frühzeitig absichern, mindert die Risiken.

Care-Arbeit: Betreuung, Pflege und Hausarbeit

Was ist Care-Arbeit?

Care-Arbeit umfasst Betreuungs-, Pflege- und Hausarbeit für Kinder und Erwachsene:

  • Bezahlte Care-Arbeit, also Erwerbsarbeit, wird in öffentlichen und privaten Institutionen geleistet: z. B. in Krippen, Spitälern, Heimen, privaten Haushalten.
  • Unbezahlte Care-Arbeit wird vorwiegend in privaten Haushalten geleistet, insbesondere durch Frauen.

Care-Arbeit wird auch als Sorge- oder Familienarbeit bezeichnet. Die unbezahlte und bezahlte Care-Arbeit ist für die Gesellschaft unverzichtbar. Ihr Wert wird unzureichend anerkannt.

Wieviel unbezahlte Care-Arbeit wird geleistet?

9.8 Milliarden Stunden: So viele Stunden sind in der Schweiz 2020 für unbezahlte Arbeit geleistet worden. Das entspricht einem Geldwert von geschätzten 434.2 Milliarden Franken (BFS, 2022).

  • Hausarbeit wurde im Wert von 318.9 Milliarden Franken geleistet. Das sind 73.4 % des Gesamtwertes.
  • Betreuungsaufgaben (für Kinder und pflegebedürftige Erwachsene) wurden im Wert von 82.1 Milliarden Franken geleistet. Das sind 18.9 % des Gesamtwertes.

Mehr zu den Zahlen des BFS:

Unbezahlte Care-Arbeit birgt finanzielle Risiken

Wer aufgrund von unbezahlter Care-Arbeit kein oder nur ein geringes Erwerbseinkommen erwirtschaftet, erleidet im heutigen Rechtssystem zahlreiche finanzielle Einbussen sowie Nachteile bei der Karriere.

Das Ausmass der Nachteile der ungleichen Arbeitsteilung zeigt sich zumeist erst bei einer Trennung, Scheidung oder nach der Pensionierung. Konkubinatspaare bekommen die Nachteile stärker zu spüren als Ehepaare.

Lücken bei Einkommen und Vorsorge infolge Rückzugs aus Erwerbsleben

Zieht sich jemand ganz oder teilweise aus dem Erwerbsleben zurück, wirkt sich dies negativ auf die berufliche Laufbahn und das verfügbare Einkommen aus. Wer weniger verdient, hat weniger Geld zur Verfügung, kann weniger sparen und Vermögen aufbauen.

Zudem leidet die Vorsorge: Familiäre Care-Arbeit ist bei der AHV versichert, nicht aber bei der Pensionskasse. Die laufenden Altersrenten der Pensionskassen der Männer sind durchschnittlich doppelt so hoch wie diejenigen der Frauen («gender pension gap»).

Oft ist die Armut von Frauen eine Folge der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der Familie: Frauen leisten unbezahlte Care-Arbeit auf Kosten von Erwerbsarbeit.

Mehr zum Gender Pension Gap finden Sie hier: 

Finanzielle Risiken bei Trennung oder Scheidungen

Rechtlich wird heute verlangt, dass nach einer Trennung oder Scheidung beide Elternteile im Grundsatz finanziell selbständig sind. Für Personen, die während des Zusammenlebens beispielsweise die gemeinsamen Kinder betreut haben und deswegen nicht oder kaum erwerbstätig waren, kann der Wiedereinstieg bzw. die Erhöhung des Erwerbpensums herausfordernd sein.

Wer in einem Konkubinat gelebt hat, erhält bei einer Trennung keine «nachpartnerschaftlichen» Unterhaltszahlungen, ausser es wurden solche in einem Konkubinatsvertrag vereinbart. Das gilt selbst dann, wenn eine Person über Jahre zulasten der Erwerbsarbeit die Care-Arbeit in der Familie übernommen hat.
 

Care-Arbeit partnerschaftlich aufteilen und absichern 

Sich bei der Familiengründung nicht aus dem Erwerbsleben zurückziehen und Care-Arbeit partnerschaftlich aufteilen: Dies ist die beste Vorsorge, die individuell vorgenommen werden kann. Für Personen, die in Familien den überwiegenden Teil der unbezahlten Care-Arbeit leisten, ist eine frühzeitige finanzielle Absicherung ratsam. Insbesondere Frauen und Männer, die in einer Paarbeziehung mit Kindern leben, tun gut daran, die vorhandenen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Frühzeitig an die Altersvorsorge denken

Für eine ausreichende Altersvorsorge empfiehlt die Schweizerische Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten (SKG, 2021) folgendes: Achten Sie darauf , dass Ihr durchschnittlicher Beschäftigungsgrad nie unter ein Minimum von 70 % fällt.

Personen, die in einer Paarbeziehung oder einer Familie den grössten Teil der Care-Arbeit übernehmen, sollten frühzeitig abklären, wie sie ihre Altersvorsorge in der ersten, zweiten und dritten Säule sicherstellen können.

Weitere Informationen und Beratung zur Altersvorsorge finden Sie hier:

 

Sich gegenseitig vertraglich absichern 

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Person, die den grösseren Teil der Care-Arbeit übernimmt, von ihrer Partnerin oder ihrem Partner vertraglich abgesichert werden kann. Besonders wichtig ist dies für Konkubinatspaare. Aber auch Ehepaare sollten sich Gedanken machen.

Weitere Informationen und Beratung zu einem Konkubinatsvertrag, einem Arbeitsvertrag für Familien- und Hausarbeit oder einer vorsorglich abgeschlossenen Scheidungskonvention erhalten Sie hier:

Mehr Informationen zu unbezahlter Care-Arbeit 

Mehr zu Familie und Gleichstellung

  • Familienarbeit und Erwerbsarbeit: Was sagen die Zahlen? (be.ch)

  • Familie und Beruf vereinbaren: Was macht der Kanton Bern? (be.ch)

Beratung bei Konflikten am Arbeitsplatz 

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