Logo Kanton BernStaatskanzlei

Familienarbeit und Erwerbsarbeit: Was sagen die Zahlen?

Väter sind vorwiegend Vollzeit erwerbstätig, Mütter gehen zumeist einer Teilzeitarbeit nach und übernehmen den Grossteil der Familien- und Hausarbeit: Die meisten Paare organisieren sich traditionell, wenn sie eine Familie gründen.

Männer sind Vollzeit und Frauen Teilzeit erwerbstätig

83.2 % der Mütter zwischen 25 – 54 Jahren mit Kindern unter 25 Jahren und 96.6 % der Väter mit Kindern in diesem Alter sind in der Schweiz erwerbstätig (BFS, 2022). Die Familien- und Erwerbsmodelle sind in den letzten Jahren vielfältiger geworden. Allerdings sind Männer nach wie vor zumeist Vollzeit und Frauen zumeist Teilzeit erwerbstätig – unabhängig davon, ob sie in einem Paarhaushalt oder allein mit ihrem Kind/ihren Kindern leben. Mütter übernehmen 50 % mehr Haus und Familienarbeit als Väter (BFS, 2021).

Erwerbsmodelle bei Paaren mit Kindern

Paarhaushalte (25 bis 54 Jahre) mit Kindern unter 25 Jahren leben nach folgenden Erwerbsmodellen (BFS, 2022):

  • Mann Vollzeit erwerbstätig / Frau Teilzeit erwerbstätig: In 50.2 % der Paarhaushalte mit Kindern ist der Mann Vollzeit und die Frau Teilzeit erwerbstätig. Je älter die Kinder, desto mehr Stellenprozente übernimmt die Frau im Erwerbsleben.
  • Mann Vollzeit erwerbstätig / Frau Vollzeit erwerbstätig: Je nach Alter der Kinder kommt dieses Modell in 13 % bis 19.3 % der Haushalte vor.
  • Mann Vollzeit – Frau nicht erwerbstätig: Je nach Alter der Kinder kommt dieses Modell in 10.7 % bis 16.4 % der Familienhaushalte vor.
  • Mann Teilzeit – Frau Teilzeit: In 7.9 % der Paarhaushalte mit Kindern sind beide Elternteile Teilzeit erwerbstätig.
     

Erwerbsmodelle bei Alleinlebenden mit Kindern

Alleinlebende (25 bis 54 Jahren) mit Kindern unter 25 Jahren leben nach folgenden Erwerbsmodellen (BFS, 2022):

  • Alleinlebende Frauen mit Kindern sind fast doppelt so oft Vollzeit erwerbstätig wie Frauen mit einem Partner, nämlich 29.0 % von ihnen (gegenüber 16.9 % der Mütter in einem Paarhaushalt). 55 % der alleinlebenden Mütter mit Kindern sind Teilzeit erwerbstätig.
  • Alleinlebende Männer mit Kindern sind etwas weniger oft Vollzeit erwerbstätig als Männer mit einer Partnerin, nämlich 72.3 % von ihnen (gegenüber 82.6 % der Männer in einem Paarhaushalt). 13.8 % der alleinlebenden Väter mit Kindern sind Teilzeit erwerbstätig.
     

Teilzeiterwerb und Unterbeschäftigung bei Paaren mit Kindern

Frauen sind öfter als Männer in Kleinstpensen erwerbstätig.

Frauen und Männer (25 bis 54 Jahren) in Paarhaushalten mit Kindern unter 25 Jahren sind wie folgt Teilzeit erwerbstätig (BFS, 2022):

  • 50 bis 89 Stellenprozente: In diesem Teilzeitspektrum sind 35 % der Frauen und 9.4 % der Männer erwerbstätig.
  • Unter 50 Stellenprozenten: In diesem Teilzeitspektrum sind 26.2 % der Frauen und 1.8 % der Männer erwerbstätig.

7.5 % der Erwerbstätigen sind unterbeschäftigt. Sie würden gerne mehr Erwerbsarbeit leisten und wären innerhalb kurzer Zeit verfügbar. 72.4 % der Unterbeschäftigten sind Frauen. Betroffen sind vor allem Mütter – mit Partner/in oder alleinerziehend (BFS, 2021).
 

Familienarbeit bleibt Sache der Frauen

Frauen und Männer in Paarhaushalten mit oder ohne Kinder teilen die Familienarbeit ungleich unter sich auf. Paarhaushalte mit jüngstem Kind im Alter von null bis sechs Jahren leisten am meisten Familienarbeit. Von dieser Arbeit übernehmen Mütter 56.7 Stunden und Väter 35.8 Stunden pro Woche (BFS, 2020). Im Vergleich zum Jahr 2000 sind dies 2.5 Stunden weniger bei den Müttern und 8.9 Stunden mehr bei den Vätern.

Familienarbeit in Paarhaushalten mit Kindern

Familienarbeit umfasst nachfolgend sowohl die Hausarbeit als auch die Kinderbetreuung.

Die Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS, 2019) zeigen folgendes Bild für Paare (25 bis 54 Jahren) mit Kindern:

  • Hausarbeit: In über 60 % der Paarhaushalte mit Kindern erledigen hauptsächlich Frauen die Hausarbeit. Hauptsächlich von Männer erledigt wird die Hausarbeit in weniger als 5 % der Paarhaushalte mit Kindern. Und nur bei rund einem Viertel der Paarhaushalte mit Kindern tragen Frauen und Männer die Verantwortung für die Hausarbeit gemeinsam.
  • Kinderbetreuung: In den meisten Paarhaushalten mit Kindern unter 13 Jahren sind es hauptsächlich die Frauen, welche kranke Kinder pflegen, bei den Hausaufgaben helfen und die Kinder anziehen.
     

Ungleiche Arbeitsteilung nach einer Geburt

Nach der Geburt eines Kindes teilen Paare ihre Arbeitsrollen neu auf, und zwar meist traditioneller als davor. Frauen ziehen sich zugunsten der Familienarbeit teilweise oder ganz aus dem Erwerbsleben zurück. Männer übernehmen die Hauptverantwortung für das Familieneinkommen.

Frauen ziehen sich für die Familie aus dem Erwerbsleben zurück

Nach der Geburt eines Kindes ändern Mütter ihre Erwerbstätigkeit. Demgegenüber beeinflusst die Familiengründung das Erwerbsverhalten von Vätern nur wenig.

So viele Teilzeit arbeitende Frauen und Männer reduzieren ihr Erwerbspensum aufgrund von familiären Verpflichtungen (BFS, 2022):

  • 48.6 % der Frauen (28.7 % wegen Kinderbetreuung und 19.9 % wegen anderer familiärer und persönlicher Verpflichtungen)
  • 18.2 % der Männer (10.3 % wegen Kinderbetreuung, 7.9 % wegen anderer familiärer und persönlicher Verpflichtungen)
     

Das traditionelle Familienmodell wird favorisiert

Verschiedene Faktoren beeinflussen die Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern in Familien mit Kindern. Ein Faktor ist das traditionellen Rollenbild: Je nach Altersgruppe waren 2018 zwischen 27.8 % und 46.6 % der Personen im Alter von 15 bis 80 Jahren der Meinung, dass Kinder im Vorschulalter darunter leiden, wenn die Mutter erwerbstätig ist (BFS 2021).

Daneben begünstigen folgende Faktoren den Rückzug von Frauen aus dem Erwerbsleben:

  • Hindernisse der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Mütter und Väter auf dem Arbeitsmarkt (hohe Wochenarbeitszeit, unflexible Arbeitszeiten, fehlende Möglichkeit der Reduktion des Arbeitspensums, usw.)
  • die hohe finanzielle Belastung der familienergänzenden Kinderbetreuung
  • die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern
  • die negativen Erwerbsanreize im Steuersystem
  • die Mutter- und Vaterschaftsurlaube, die von vielen Eltern als zu kurz empfundene werden.

Mehr zu Familie und Gleichstellung

  • Unbezahlte Care-Arbeit: Wie finanzielle Risiken mindern?

  • Familie und Beruf vereinbaren: Was macht der Kanton Bern?

Seite teilen